Wieder hat es niemand richtig diagnostiziert: Höchstbegabte und Depressionen

Wieder hat es niemand richtig diagnostiziert:  Höchstbegabte und Depressionen

Sie fühlen sich unverstanden und nicht erkannt. Warum wissen die Verantwortlichen zu wenig? Bei wievielen Suiziden wollen sie noch zusehen?

https://www.stern.de/panorama/gesellschaft/vom-schmerz–nie-dazu-zu-gehoeren–jan-frederick-molls-zu-kurzes-leben-7784630.html

Neues zum Thema Hochbegabung auf dem Filmmarkt 

Eine ansprechende Aufbereitung – wie zu erwarten war, kommt sie aus USA

Schön ist, dass der Film mit zwei Klischees aufräumt:

1. Vorwiegend Jungen sind hoch- oder höchstbegabt

2. Mädchen sind sprachlich oder musisch begabt

Ich wünsche mir, dass es Hochbegabte in Deutschland in Zukunft leichter haben, gefördert zu werden. Immernoch sind viele Hochbegabte verzweifelt, fühlen sich nicht gesehen, unverstanden und allein gelassen.

Zuerst müssen Familie, Kindergarten und Grundschule  verstehen, akzeptieren und anerkennen.

Danach muss die weiterführende Schule gezielt fördern oder nach einer alternativen Fördermöglichkeit suchen.

Wie kann es sein, dass viele hochbegabte Kinder in unseren Schulen immernoch nicht klar identifiziert werden?

Warum sind, wie in vielen Fällen, unsere Schuldirektoren und Lehrer nicht offen für und nicht gut genug über Erkennungsmerkmale Hochbegabter informiert?

Warum ging über Jahre ein Gymnasium in der Schleswig-Holsteinischen Provinz professioneller und respektvoller mit seinen Höchstbegabten um, als auch nur ein einziges der von uns erlebten Gymnasien hier in Frankfurt?

Es geht um die Zukunft und das Lebensglück vieler Kinder und Jugendlicher, sehr geehrte Frau Professor Wanka.

Es besteht dringend Handlungsbedarf – schauen Sie bitte nach Australien, nach Canada oder in die USA. Oder vergleichen sie unser Schulsystem mit dem der meisten skandinavischen Länder. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren. Es geht so nicht weiter!

Hochbegabte dürfen an unseren Schulen nicht verkümmern oder sogar in der Psychiatrie enden, nur weil das Wissen über sie und das Verständnis für sie fehlt.

Leider ist aber genau das häufig die Realität.

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Hei så lenge – Hochbegabte und Fremdsprachen

Hochbegabte können sich oft selbst unterrichten, was eine neue Fremdsprache betrifft. Das tun sie dann auch gern in der Zeit, in der andere von ihren Digitalen Medien absorbiert werden und dadurch ihre wichtige Lebenszeit einfach so verschenken.

Meine Tipps richten sich an alle diejenigen, die sich neue Sprachen aneignen möchten und erkannt haben, dass diese große Erlebnismöglichkeiten eröffnen. Sie müssen nicht hb sein, um schnell und spielerisch in neue Sprachwelten einzutauchen.  

Übrigens, ich finde, es geht mit jeder neuen Sprache schneller. Jeder hat seine eigene Strategie und weiß bei jeder neuen Sprache noch besser, wie er sie effizient einsetzten kann. Diese individuelle Strategie heißt es, zu erkennen.

Ich persönlich lerne immer gleich zwei neue Sprachen parallel. Eine romanische und eine germanische. Zur Zeit sind es Italienisch und Norwegisch. Die nächsten beiden werden Portugiesisch (schon begonnen) und Niederländisch sein. 

Am schnellsten klappt es, wenn Sie in das betreffende Land selbst reisen, dort von morgens bis abends Radio hören und die Dialoge verfolgen und wenn sie selbst sprechen, es einfach zu tun, ohne Scheu, – ohne Angst davor zu haben, Fehler zu machen.

Nehmen Sie sich am Anfang einen Privatlehrer und nur einen Privatlehrer. Alles andere ist nicht effektiv genug.

Schreiben Sie ihre Biografie und alles, was sie interessiert, auf Deutsch vor und übersetzen sie diesen Text zusammen mit ihrem Lehrer. Sie haben dann schon einmal eine Vokabel-Basis, auf der sich wunderbar aufbauen lässt. Sie können in dem jeweiligen Land ihrer Sprachwahl ein bisschen über sich erzählen und so leichter Kontakte knüpfen. ‚Brabbeln‘ Sie den ganzen Tag in der neuen Sprache vor sich hin und schlagen Sie die Worte, die Ihnen fehlen, umgehend nach, was ja mit dem Smartphone so viel schneller geht, als früher.

Die neuronalen Verknüpfungen bilden sich in rasender Geschwindigkeit auf diese Art. Besonders wenn man abends, kurz vor dem Einschlafen, noch ein paar Sätze schreibt oder übersetzt.

Ein weiterer Vorteil, sich nicht über Wochen in Volkshochschulkursen zu quälen, ist, dass man sein eigenes Vokabular benutzt, und keine für sich vollkommen irrelevanten Wörter auswendig lernen soll. Interessiert man sich nicht für das Thema, kann man sie ohnehin nicht behalten.

Machen Sie in Ihrer Vorstellung aus einer neuen Fremdsprache keinen unüberwindbaren Berg an Grammatikkonstruktionen, sondern stellen Sie sich z.B. vor, Ihnen ständen ausschließlich die fremdsprachliche Tageszeitung zur Verfügung. Denken sie schneller. Eine Sprache zu lernen muss nicht Jahre dauern. Verabschieden Sie sich von diesem Glaubenssatz. 

Homeschooling oder In der Zwischenzeit …

Homeschooling oder In der Zwischenzeit …

lassen wir Sie doch einfach teilhaben

Das versprochene Interview ist in Arbeit. Gezwungenermaßen steht gerade Organisatorisches im Vordergrund. Das externe Abitur ist diesbezüglich nicht unanstrengend. Besonders für Mütter, – so kommt es mir vor.

Nebenbei muss sich mein Sohn Friedrich, seit Februar 17, für sein Schülerstudium im Winter-/ Sommersemester 2016/17, an der Goethe – Universität in Frankfurt, bis zum 9.9. zurückmelden. Er wird jetzt im Wintersemester Pro – Seminare belegen. Ein betreuender Dozent und die Studienberatung sind sehr bemüht und unterstützen ihn optimal.

Die Bewerbung für das Praktikum im Krankenhaus muss auch vorbereitet werden. Nicht in eine staatliche Schule gehen zu müssen hat ja auch den charmanten Vorteil, in der gewonnenen Zeit interessante Erfahrungen machen zu können. Mein Sohn interessiert sich für sehr viele verschiedene Richtungen. Um sich möglicherweise für ein Medizinstudium zu entscheiden, sind entsprechende Einblicke in den Krankenhausalltag eine gute Idee, dachten wir. Ein weiteres Praktikum wird er in einem der zahlreichen Frankfurter Museen machen. Geschichte wird sicher immer seine Leidenschaft bleiben.

Zusätzlich braucht er auf die Schnelle noch eine zweite Fremdsprache, da er im externen Abitur in acht Fächern und damit in zwei Fremdsprachen geprüft wird. Sein Latein hält er eher für weniger beeindruckend, – zumindest zu Demonstrationszwecken innerhalb einer mündlichen Prüfung.

Englisch spricht Friedrich schon lange fließend, da er in Schleswig – Holstein an einem bilingualen Grundschulkonzept teilnahm. Seitdem sieht er fast ausschließlich englischsprachige Filme, begleitet mich auf meine Auslands – Dienstreisen und nimmt quasi täglich via skype an weltweiten Diskussionsrunden teil, bzw. leitet sie. Die Kontakte entstanden im Internet durch das gemeinsame große Interesse an Geschichte, Politik und Philosophie.

An dieser Stelle und vielleicht etwas unpassend (aber dennoch) erlaube ich mir eine kleine Hommage an die Dithmarscher Musikschule, an der Friedrich neben dem erstklassigen Schulunterricht in seinen jeweiligen Schulen, zehn Jahre lang herausragenden Klavierunterricht bekam. Wir werden diese Zeit nie vergessen. Ein besonderer Dank geht hier an seine Dozentin, deren Unterricht in klassischem Klavier unübertroffen ist. Es waren mit die schönsten und intensivsten Jahre überhaupt.

Friedrich hat sich nach einer kleinen Frankreich – / Italienreise im August und nach einigen Überlegungen nun für Spanisch entschieden. Italienisch war leider nicht im Programm der Fernakademie. Was die Küche betrifft, schade … aber das können wir ja parallel laufen lassen. Er fängt mit einem Crash – Kurs an und danach wird eine studentische Muttersprachlerin aus Chile in zeitlich eng getakteten Unterrichtseinheiten ausschließlich Spanisch mit ihm sprechen. In Kombination mit ein paar Auslandsaufenthalten müsste Friedrich innerhalb eines Jahres die geforderte Qualifikation erreichen. Intensiv und effektiv, – ganz im Gegensatz zum Standard Schul – Fremdsprachenunterricht. Auch das leistet er/ leisten wir in Eigenregie.

Homeschooling als Alternative

Ein geeignetes Internat für meinen Sohn, also eines, das sich mit hochbegabten Jungen auskennt (es gibt anerkanntermaßen eklatante Unterschiede zwischen Hb – Mädchen und Jungen), würde mich im Monat rund 3300,- € kosten. Das kann ich leider nicht leisten. Also musste ich mir etwas einfallen lassen.

Friedrich erhält ein Mal wöchentlich Unterricht von einem Privatlehrer. Seit er diese Möglichkeit des Austausches und des effizient und perfekt auf ihn zugeschnittenen Unterrichtes hat geht es ihm sehr gut. Friedrich darf in dem Tempo sprechen, das für i h n natürlich ist. Sein Lehrer versteht ihn bestens und kann seine Gedankengänge umfassend nachvollziehen. Beide lachen viel und besprechen innerhalb von neunzig Minuten mehr, als andere an einem ganzen Schultag. Ganz abgesehen von qualitativen Unterschieden. Ich kann gar nicht beschreiben, wie erleichtert ich bin. In den staatlichen Gymnasien hat er Schlimmes erlebt.
Dazu mehr im kommenden Interview.

Auch kann ich immer wieder nur betonen, dass unterforderte Schüler individuellen Unterricht brauchen. Nur dann kann in der Folge eine vernünftige Karriereplanung für sie stattfinden. Und davon hängt selbstverständlich ihr persönliches Lebensglück ab. Durch unzählige Anfragen und Gespräche weiß ich, wie orientierungslos manche Eltern aktuell sind. Die Schule gerät zur Sackgasse. Die betroffenen Kinder sind hilflos und ziehen sich immer mehr zurück.

Was ist nun unser Plan?

Bei nachweislicher Hochbegabung bestehen gute Chancen auf ein Stipendium. Friedrich wird sich Anfang nächsten Jahres bei einer spezialisierten Psychologin in Kiel noch einmal einer umfassenden und fundierten Einzel – Hochbegabungsdiagnostik unterziehen. Das Ergebnis wird auch eine differenzierte Aussage, also ein Gutachten, über seine spezielle Ausrichtung beinhalten. Innerhalb dieser zweieinhalbstündigen Testung werden zusätzlich Aspekte wie z.B. ein möglicherweise vorliegender Autismus mit einbezogen. Ich kann allen interessierten Eltern ausschließlich zu dieser Art der Diagnostik raten. Die Testumstände könnten besser nicht sein. Ein Hochbegabter ist oft auch hochsensibel und setzt sich selbst enorm unter Druck. Durch entsprechende Empathie wird ihm dieser Druck genommen, was sich positiv auf das Testergebnis auswirkt.

Das Leben zu Hause ist sehr erfüllt

Das alles, was ich hier beschreibe, klingt so technisch. Was wir zusammen reell erleben ist ein schneller, bunter und  witziger Tagesablauf mit gefühlten 100 000 Ideen,  die immer sofort und auf der Stelle besprochen und analysiert werden müssen. Oft beziehen sie sich auf Lebensprinzipien. Wir spinnen viel herum, streiten und finden uns gegenseitig brutal anstrengend. Friedrich spielt Klavier oder wir machen Musik zusammen, er zeichnet, ich schreibe und lese vor, wir planen und und und. 24 Stunden sind definitiv zu wenig.

Das Leben mit einem begabten Kind ist wunderschön. Intensiv, täglich auf eine neue Art herausfordernd (das allerdings meistens im unvermeidbaren Kontakt mit anderen) und leider erheblich teurer. Selbstverständlich, so sollte es sein, unterstütze ich ihn jetzt in den entscheidenden Jahren, – gegen den Strom.

Seine Anerkennung dafür habe ich und die Gespräche mit ihm sind sowieso unbezahlbar …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Permanente Unterforderung Hochbegabter und ihre Folgen

Permanente Unterforderung Hochbegabter und ihre Folgen

Ein Thema, das nicht nur im Zusammenhang mit Hochbegabung volkswirtschaftlich gesehen interessant ist

Über Unterforderung im Berufsleben liest man selten etwas. Nicht nur Hochbegabte trifft es, aber gerade wir leiden besonders, wenn wir im falschen beruflichen System arretieren. Eine Weiterentwicklung hin zu einer adäquaten Tätigkeit gestaltet sich für uns oft schwierig und das nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Und: hätten wir früher von unserer Veranlagung erfahren, wäre es natürlich gar nicht erst soweit gekommen …

Über eine Unterforderung ungeförderter hochbegabter Schüler, die in der Konsequenz oft unter schlechten Zensuren und/ oder Krankheitssymptomen leiden, konnte man in den letzten Jahren regelmäßig lesen. Über unterforderte Erwachsene, die in ihrem Berufsleben ihr Potenzial nicht abrufen können, wird kaum berichtet. Analog zu den Problemen der Kinder und Jugendlichen kann ein hochbegabter Erwachsener in einem unpassenden Berufsumfeld natürlich ebenfalls unter extrem negativen Auswirkungen auf seine Psyche leiden.

Thematisiert er seinen Zustand, trifft er bei Vorgesetzten immer noch zu oft auf mangelhafte Aufklärung, Vorurteile und deshalb fehlende Unterstützung. Es ist, als ob es einer Art Übersetzung zwischen Betroffenen und Arbeitgebern bedürfe, um die Situation zu klären. Oft sind für Hochbegabte auch formale Kriterien
wie z.B. ein fehlender Hochschulabschluss oder ein Abschluss im falschen Fach ein Hindernis, um innerhalb seines Unternehmens an geeigneter (und damit auch für das Unternehmen strategisch spannender) Stelle eingesetzt zu werden. Ein Paradoxon. Man möchte den Kopf schütteln.

Unterforderung kann sich sehr unterschiedlich äußern. Ein hochbegabter Mitarbeiter (oft gleichzeitig auch hochsensibel) kann beispielsweise unter Angstsymptomen leiden. Er kann regelrecht Angst vor Routineaufgaben bekommen und daraus resultieren dann erhebliche Konzentrationsschwächen. Die repetitiven Arbeiten fordern ihn nicht sondern belasten ihn, der ständig neue Herausforderungen braucht um seine analytischen oder kreativen Fähigkeiten erfolgreich einsetzen zu können. Nur das macht ihn im Umkehrschluss zufrieden, bzw. lässt ein Flow-Gefühl bei ihm entstehen.

Nicht selten entwickeln Hochbegabte übertriebene und kuriose Verhaltensweisen wie z.B. Clownerien, Pedanterie, Distanzlosigkeit oder extreme Introvertiertheit. Alles, um der unerträglichen Langeweile etwas entgegen zu setzen und die hohe überschüssige Energie auszuleiten oder zu sublimieren. Das unaufgeklärte Umfeld deutet solche Auswirkungen stark unterdrückten Hochpotenzials meistens falsch. Der Betroffene wird häufig kritisch betrachtet und abgelehnt. Ohne Unterstützung kommt er aus diesem Teufelskreis nicht heraus. Und da ist sie wieder: die Analogie zu den unentdeckten und ungeförderten begabten Schülern. Die Merkmale sind vielfältig, – helfen würden sowohl bei Schülern, als auch bei Erwachsenen zunächst lösende Gespräche unter Gleichen und dann folgend eine fundierte Einzeldiagnostik bei einem erfahrenen Hochbegabungsdiagnostiker. Im Zuge dieser Testung wird auch die ganz individuelle Ausrichtung, also die spezielle Begabung des Einzelnen festgestellt.

Die Unterforderung kann zu nachhaltigen Problemen bezüglich seines Selbstwertgefühls und zu Depressionen führen, da der Hochbegabte sein volles Potenzial nicht unter Beweis stellen darf und ihm dadurch Anerkennung und Bestätigung fehlt. Zudem muss er sich täglich anpassen. Resonanzgeber findet er selten. Er versucht während jedes Anpassungsvorgangs seine Denk- und Sprechgeschwindigkeit zu drosseln, was ihn enorm anstrengt. Ein Hochbegabter ist oft nicht gern in Gesellschaft und verabscheut Oberflächlichkeiten unter Kollegen oder bei anderen Zusammenkünften. Sehr oft hilft ihm außerhalb der Arbeitszeit nur die Flucht in die Isolation um sich zu regenerieren.

Viele unterforderte Hochbegabte kommen während ihrer Tätigkeiten gar nicht auf Betriebstemperatur, laufen den ganzen Tag untertourig und leisten deutlich weniger, als ihre nicht-hb Kollegen. Sprechen sie den Sachverhalt an, stoßen sie oft auf Unverständnis. Die Hochbegabung zeigt sich ja nicht in der Form, wie es gemeinhin erwartet „Permanente Unterforderung Hochbegabter und ihre Folgen“ weiterlesen

‚Die Menschen denken in Blöcken‘

‚Die Menschen denken in Blöcken‘

In 2017 erscheint an dieser Stelle ein Interview mit Friedrich Heusinger von Waldegg

Wir sprechen unter anderem über das Leben außerhalb der Norm und die Reaktionen anderer darauf, ausgiebig über die Merkmale hochbegabter bzw. wie in Friedrichs Fall höchstbegabter Kinder und Jugendlicher und ob sich hochbegabte Schüler im deutschen Schulsystem wiederfinden

Man muss übrigens nicht überdurchschnittlich begabt sein, um sich in unserem Schulsystem nicht wiederzufinden. Auch das haben wir inzwischen herausgefunden.

Aktuell treffen wir zufällig auf immer mehr Eltern, deren Kinder angeblich unter ADHS leiden. Diese Kinder und Jugendlichen werden medikamentös (mit Ritalin) behandelt. Sie werden ruhig gestellt. Viele Schulen fordern diese Maßnahme. Ritalin wirkt wie eine Droge. Besorgniserregend ist auch die Nachricht, dass viele höchstbegabte Kinder und Jugendliche in Psychiatrien eingewiesen werden, wenn Eltern, Schulen und Psychologen nicht weiter kommen.

Meiner Überzeugung nach brauchen diese Kinder keine Ruhigstellung, sondern die richtige Ansprache und eine differenzierte Wertschätzung. Auch dazu wird Friedrich etwas sagen und von seinen Erfahrungen in der Schule erzählen.

Soviel sei vorab verraten: Friedrich macht homeschooling, bereitet sich zusammen mit einem Privatlehrer auf das Nichtschüler-Abitur vor und geht parallel schon zur Uni.

Diskutieren können Sie/ könnt Ihr mit uns natürlich auch gern. Angaben dazu dann im kommenden Text, nach einer kleinen Sommerpause.

Typisch

Typisch

Auf den optimalen Augenblick kann ich jetzt nicht warten …

Natürlich will ich als Hb (gängige Abkürzung) nur optimale Texte abliefern, – allumfassend und dem entsprechend, was man von uns nun mal erwartet. Das allerdings lässt meine zeitliche Auslastung aktuell nicht zu. Also habe ich mich entschlossen, à la Tagebucheintrag, eine für uns typische kleine Situation zu reporten.

Gestern Abend: Norwegischkurs/ Norskkurs und ich sitze zwischen ca. 10 anderen Teilnehmern. Es kam zu einer eher machbaren Übersetzungsaufgabe. Gar nicht schwer und schon 30 Mal fehlerfrei erledigt. Nur gestern ging es nicht. Zumindest nicht auf Anhieb. Mitleidige Blicke zielten auf mich.

Ich verkniff mir jegliche Kommentare und dachte, wie so oft, wenn Ihr wüsstet (es folgt der Satire-Teil ;):

habe gerade noch im Auto, obwohl zeitlich schon ein bisschen knapp, die beiden Hör- und Sprachverständnisaufgaben ins Arbeitsbuch geschrieben, denn nur dort gibt es noch den vorsintflutlichen CD-Player, den wir dafür brauchen, – bevor ich losfuhr hatte ich noch schnell das geplante Kleid gesucht, gefunden und rausgefischt aus dem Koffer den ich mit in Rio hatte (diese Zeitverschiebung macht mich immer so langsam) woher ich gestern kam bevor ich die Mail an Dr. Hartmann, Lehrbeauftragten der Uni Frankfurt wegen Friedrich, die an Lisa/Suse/Max und die an Johanna geschrieben hatte. Letztere notiert immer so schön für mich mit, wenn ich bei Italienisch für Fortgeschrittene wichtigen Stoff verpasse, was regelmäßig der Fall ist. Ich habe Frisches eingekauft und selbstverständlich schonend gegart und nach Anfragen beim Fitnessstudio, der Hochschule für Darstellende Kunst und einem Elektriker habe ich mich noch bei Friedrichs Privatlehrer eingeloggt und Termine besprochen, die Wäsche sortiert und wegen Hotels in Grasse im Netz recherchiert, bei der Autovermietung einen Transporter reserviert und natürlich mit meinem Sohn die aktuellen politischen Ereignisse angerissen (das klingt so harmlos), trotz Komplettübermüdung.

Zwischendurch mache ich mir non-stopp Gedanken um all die wunderbaren Menschen, mit denen ich auf dem letzten ‚Arbeitsausflug‘ die Gelegenheit hatte zusammenarbeiten zu dürfen. Die zum Teil sehr tief gehenden Gespräche, die Emotionen, die dahinter stecken und die Geschichten gehen mir immer sehr nah. Manchmal vermeide ich es sogar, mich in den freien Stunden mit ihnen zu treffen, weil ich schon weiß, wie sehr mich ihre Schicksale berühren würden. Und habe ich dafür freie Kanäle? Eigentlich nicht. Es sind viele hoch Begabte unter ihnen. Interessant und charakterlich exzellent.

Zurück zu Norwegisch. Ich bin also nicht immer ein Hochleister. Unmöglich. Es ist einfach unmöglich, nach dieser Überdosis Informationen die ganzen anderthalb Stunden fehlerfrei zu absolvieren. Aber sollte ich deshalb auf Sprachunterricht verzichten? Auf gar keinen Fall!
Schließlich werde ich im nächsten Jahr viel Zeit in Norwegen verbringen. Es muss also sein. Ich will mich dort vernünftig unterhalten können.

Und was hat das alles jetzt mit dem Thema Hochbegabung zu tun?

Nein, wir sind nicht alle ständig Hochleister. Oft ist das Gegenteil der Fall und an diese typischen mitleidigen Blicke habe ich mich früh gewöhnt. Zu meiner Schulzeit war es noch viel schlimmer. Damals, als ich die Aufgaben der Lehrer nicht richtig verstand, oder fehlinterpretierte, weil sie mir zu einfach erschienen. Und als die Vielen um mich herum meine Antworten komisch, vollkommen verrückt oder äußerst dumm fanden. Ja sogar das und weitere Respektlosigkeiten. Vielleicht hatte ich mich auch schon damals intensiver für die mir wesentlich erscheinenden Fragen des Lebens interessiert. Mehr, als für die meiner Meinung nach fragwürdigen Lehrstoffinhalte.

Aber diese Einschätzungen anderer hatte ich lange verinnerlicht und darunter gelitten. Ich konnte mich nicht erklären. So lange nicht, bis ich von meiner Veranlagung erfuhr. Heute nähme ich mir wahrscheinlich nicht einmal die Zeit, um mit genau diesen Personen zu sprechen. Solche Begegnungen plus die damit verbundenen Gesprächsinhalte wären für mich schlicht nicht interessant genug.

http://www.schonausprinzip.com

Foto: Verlag Ernst Klett Sprachen GmbH, Stuttgart